Montag, 4. Juni 2007

CALIFORNIACATION

... oder auch VOM WEG ZURÜCK!


Also entweder gehöre ich zu den 'potenziellen Gefahren' für Amerika oder das Personal vom Flughafen in San Diego wollte mir die Zeit aufregender gestalten, die ich dank meiner recht großzügigen Kalkulation totzuschlagen hatte. [Ja, Ralf, du hattest recht...]

Bei der Sicherheitskontrolle sagten sie: "Alright, you have just been choosen for special security treatment", in einem Ton als sei ich gerade der 1.000.000 Besucher im Supermarkt und habe lebenslanges Einkaufen umsonst gewonnen...

"Bitte folgen Sie mir und den Anweisungen- Danke für die Kooperation..."

Und dann schickten sie mich, das fromme Lamm und der Inbegriff der Unschuld [alles was ich will... ist nur die Regierung stürzen...] zuerst in eine Kabine, wo ich von oben bis unten kurz mit Luft durchgepustet wurde- hätte ich bloß ein weißes Kleid an und rotgeschminkte Lippen gehabt, dann wäre ich wenigstens elegant dabei gewesen- [und war es wirklich Luft oder eine luftähnliche Substanz, die mich jetzt mit einem Flim überzogen hat, der meiner Überwachung dient, da er Signale zum FBI sendet, die denen hinsichtlich meiner Absichten und meines Aufenthaltortes Informationen bietet...] stattdessen erschreckte ich mich kurz und machte dabei ein blödes Gesicht. Dann musste ich meine Schuhe ausziehen und sie fuhren mit einer Art Wattestofffetzen, der an einer Zange befestigt war, über die Innenseite meiner Latschen und legten den Wattestofffetzen anschließend unter ein Mikroskop-Test-Untersuchungsdings. Die gleiche Prozedur wiederholten sie mit der Innenseite von meiner Tasche...

... Ich habe keine Ahnung, was das sollte und noch weniger Ahnung von dem was sie suchten bzw. keine Erkenntnis darüber, ob sie das gefunden haben, wofür sie mich verdächtigt hatten... Vielleicht war es auch nur Langweile, oder eben der freundschaftliche Gefallen, mir meine Wartezeit etwas aufregender zugestalten...

Jedenfalls ließen sie mich dann gehen. Seitdem frage ich mich, was das für eine komische Nummer an meinem Handgelenk ist, die im Dunkeln leuchtet?! ;-)


Irgendwann war es dann endlich Boardingtime und als ich feststellte, dass das 400kg-Pärchen, das es sich gerade in der letzten Reihe bequem machte meine zukünftigen Sitzpartner für die nächsten 5 Std. sein würde, hielt sich meine Begeisterung kaum noch in Grenzen! Aber ich brauche ja zum Glück keinen 'ganzen Sitz'... Und der Körperkontakt, der dadurch zustande kam, dass die Armlehne hochgeklappt war, machte mir nach der langen Zeit ohne Streicheleinheiten auch nichts aus...

Wir befanden uns auf dem Landeanflug nach Philadephia, als ich bemerkte, dass wir doch erheblich Verspätung hatten. Als wir dann auch noch darauf warten mussten, dass wir unsere 'Parkingposition' einnehmen und alle von Bord gehen konnten, wurde ich bei einem Blick auf die Uhr (meiner Sitznachbarin) ziemlich nervös, denn die Boardingtime für meinen Anschlussflug war 'genau jetzt'!

Ich brüllte "FEUER!", sprang auf, zerschlug das Fenster, an dem ich saß, rannte über die Landefläche, bis zum anderen Gate, sah, wie das Flugzeug gerade anfing loszurollen, lief schneller, machte einen großen Satz und krallte mich an den Tragflächen fest, zog mich hoch, zerschlug wieder eine Fensterscheibe und nahm meinen mir zustehenden Platz im Inneren des Flugzeuges ein, der natürlich freigeblieben war...

In Wirklichkeit konsultierte ich die Stewardess, die mir nett zulächelte und sagte "once you get off this plane just run like hell, sweetheart..."

Ersteinmal aus dem Flugzeug zu kommen, gestaltete sich schon zu einer schwierigen Mission, immerhin saß ich ja in der letzten Reihe... Die Durchsage (grob übersetzt) "Sehr geehrte Damen und Herren, im hinteren Teil dieses Flugzeuges befinden sich Fluggäste, die nur noch sehr knapp ihren Anschlussflug erreichen können. Bitte bleiben sie noch sitzen und lassen diese zuerst aussteigen" wurde anscheinend überhört und so erinnerte ich mich an die 'deutsche Ruppigkeit' bzw. an die Tricks der Rugbyspieler in Neuseeland, schiss auf Freundlichkeit und bahnte mir meinen Weg in Richtung Ausgang...

... Und dann nahm ich aber meine Beine in die Hand! Den Frauen wehten die Strähnen aus dem Gesicht und bei den Männern kräuselte sich der Schnurrbart, als ich, schnell wie der Blitz, von Gate B7 bis Gate F26 (!) rannte. Rannte? Ich weiß nicht was ich tat... Ich war einfach nur schnell. Und als ich beim Gate ankam und sah, dass ich mich gerade noch rechtzeitig an das Ende der mittlerweile kurzen Schlange stellen konnte, um an Bord zu gehen, hätte ich vor lauter 'aus der Puste sein' fast gekotzt.

Zum Glück hatte ich, nun auf dem Weg nach München, genug Zeit mich von diesen Strapazen zu erholen und dank meiner Sitznachbarin, eine kleine Mexikanerin, ca. zehn Jahre älter als ich, auch genug Platz!

Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Das lag aber daran, dass wir in der vorletzten Reihe saßen, direkt neben dem Klo. Und wenn es nicht das tösende Geräusch der Spülung war, das mich aus dem gerade eben eintretenen Halbschlaf riss, dann war es das Wackeln meiner Sitzlehne, weil sich wieder irgendwer auf dem Weg zum Lokus daran festhielt... Den Anfang vom Film habe ich auch verpasst, dank der Dame vor mir, die ihre Süddeutsche Zeitung rücksichtslos auseinander faltete und mir die Sicht versperrte...

Die Strecke von München nach Hamburg war nicht ausgebucht und so fand ich dann doch noch meinen Frieden und konnte mit ausgestreckten Beinen den letzten Teil der Reise entgegenschlummern, bis mich dann erneut die Panik wachhielt, als ich mir die Frage stellte, ob mein Gepäck in Philadelphia genauso schnell laufen konnte, wie ich...

ENDE GUT- ALLES GUT!

Ich, mein Rucksack und die Tasche sind heile in Hamburg angekommen, der Heimathafen zeigte sich im vertrauten Grau und draußen vor der Tür wartete mein Auto und mein Baaaby...

Und jetzt bin ich wieder zuhause und blicke auf vier fabelhafte Wochen in Amerika zurück!

Ich hatte Amerika als Ziel gewählt, da es meine letzte Station auf der Weltreise gewesen wäre. Ich hatte mich für die Reise entschieden, weil ich mit dem Thema 'Unfall- und was danach alles kam' entgültig abschließen wollte, um endlich wieder die Angst vor dem, was passieren könnte, zu verlieren und erneut Vertrauen in das Leben zu gewinnen.

Zahlreiche Faktoren haben mir bestätigt, genau das Richtige getan zuhaben:

Claudia und Ralf haben durch außerordentliche Gastfreundschaft den ganzen Trip im Rahmen des finanziell Möglichen gehalten und mir die eine oder andere 'heimatliche Station' geboten, Michael hat mich mit dem Leben in Venice vertraut gemacht, Justin hat mir das Gefühl gegeben, wie es sein könnte, wenn man einen kleinen und manchmal nervigen Bruder hätte, der Roadtrip hat mir die Vielfalt Kaliforniens gezeigt und sowohl 'das alles und noch viel meeehr', als auch das Treffen mit dem, in meinen Augen legendären Sänger von Incubus (und beziehe mich dabei NICHT auf das Äußere, das bei "Frontmännern" ja allzuoft überaus attraktiv ist [siehe Subsquad, die übrigens am 11.6. ein Konzert im Kaiserkeller haben, das man nicht verpassen sollte, da es nur 2 bzw. 3 Euro kostet, bestimmt 'rockt' und wenn man die Musik nicht mag, immerhin mich antreffen kann] , sondern vor allem auf die Fähigkeit sich, absolut meinen Geschmack treffend, hochwertiger Lyrik zu bedienen), bestätigte mir GENAU ZUR RICHTIGEN ZEIT, GENAU AM RICHTIGEN ORT GEWESEN ZU SEIN!

Danke dafür und danke an Familie und Freunde daheim, die an mich gedacht haben und die passiv das Bild der Reise geschmückt haben, indem sie aktiv ein Teil meines 'Zuhause' sind.

Denn was wäre die weite Welt ohne die eigene Heimat?!

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