Donnerstag, 24. September 2009

Memory Lane

Manchmal reicht es, an jenen Straßenecken vorbei zu fahren, die man früher auf dem Heimweg kaum wahrgenommen hat. Als man in Gedanken versunken die Blätter von der Hecke zupfte. Oder vor lauter Kälte die Nase im Schal vergrub, der dann kratzig wurde, weil sich der kondensierte Atem an der Wolle sammelte. Dort werden Häuser zu Erinnerungsfotos längst vergangener Zeiten.

Ich fahre zu schnell. Die Erinnerungen rauschen vorbei. So wie die alten Spielplätze, die an meinem Autofenster vorbei ziehen. Nur wenige lassen sich tatsächlich erfassen. Sie sind wie die untergehende Sonne in der Ferne, die bei einem Blick aus dem Fenster deutlich zu erkennen ist. Ein tieforangener Feuerball, während die Büsche und Gräser am Straßenrand vorbeirasen. Dieser lange grüne Streifen, nur selten unterbrochen, wellenartig, als würde man mit freier Hand eine endlose Linie ziehen.

Man verändert sich und doch bleiben manche Dinge gleich.
Dinge verändern sich und doch bleibt man manchmal gleich.
Manches verändert sich und doch bleibt man gleicher Dinge.

Zwei Wochen in Wellington zu sein ist wie mit 35 kmh durch die Straßen meiner Kindheit zu fahren: Viel zu schnell vorbei.

Es gibt kleine Entdeckungen mit der gleichen Wirkung als starre man stundenlang auf das Lieblingsfoto von früher, bis man in den kleinen Details erkennt, wie es damals wirklich war.

In Neuseeland knippst noch immer der Bahnangestellte das Ticket im Zug persönlich ab. Auf dem Teppich im Bahnabteil (ich weiß, es hat mich damals schon entzückt) sammeln sich auch heute noch von Tag zu Tag die weißen ausgestanzten Schnippsel.
Und vor unserem alten Haus steht seit Jahren der gleiche Briefkasten. Die Anschrift ist die selbe, nur der Empfänger nicht. Dafür ändert sich ständig meine Adresse, aber ich bleibe irgendwie die gleiche...

Sonntag, 8. März 2009

Wohngemeinschaft

Adrian wohnt in einer recht familiären Gegend von Wellington und ist vor zwei einhalb Jahren in ein Haus, mit drei Zimmern, einer Wohnküche und einem Wohnzimmer, gezogen. Das Haus wurde, wie so viele andere auch, in den Hügel gebaut, auf dem es sich befindet. Es liegt etwas abseits von der Straße und ist mit dieser durch einen schmalen, verwachsenen Fußweg und mehreren Treppen verbunden.

Adrians Wohngemeinschaft besteht aus Pamela, 23, aus Blenheim (Neuseeland), Kelly, 31, gebürtige Britin, Chleo, 3, eine vor zwei Jahren adoptierte Katze, einer großen Spinne, die in der einen Ecke an der Küchendecke sitzt (und zum Glück dort auch immer bleibt) und sicherlich diversen anderen Tierchen (heute morgen haben wir einen kleinen Gekko gefunden). Für die nächsten zwei Wochen gehöre ich, fast 24, aus Hamburg (Deutschland) auch dazu.

Ich war froh, dass er mit zwei Mädels hauste. Das letzte Mal als ich bei ihm gewohnt habe, lebte er in einer WG, mit vier anderen Jungs und einem depressiven Mädchen... Ich kann mich erinnern, dass ich damals erstmal einen Tag die Küche geputzt habe... Dieses Mal war dies nicht nötig und in den nächsten Tagen stellte sich sogar heraus, dass sich Adrian manchmal über Kelly ärgert, weil sie ihren Kram nicht wegräumt...

Meine Sachen konnte ich in Adrians Zimmer lagern, er hatte sogar eine Schublade für meine Klamotten freigeräumt. Mein Bett für die nächsten Nächte war das Sofa im Wohnzimmer. Ein altrosé farbender Dreisitzer. Gerade eben lang genug, aber super gemütlich und quasi pink...

Am besten verstand ich mich mit Chleo, der Adoptivkatze. Sie hatte genau den gleichen Hinterkopf wie meine Millie (Katze) damals und rührte mich zu Tränen, als mir dies zum ersten Mal auffiel. Lag sie auf meinem Schoß, den Kopf von mir weggedreht und achtete man nicht auf den Rest des Körpers, der viel weißer war, als der meiner Millie, sah sie ihr zum Verwechseln ähnlich. Das war fast schon gruselig. Abends, wenn ich vorm Einschlafen noch las oder schrieb, hüpfte sie auf meinen Schoß und machte es sich dort bequem... und fing an zu sabbern... Die ersten Male habe ich mich immer gewundert, warum es so nass war, dachte, ich hätte vielleicht mit Tee gekleckert... bis ich irgendwann sah, wie ihr die Spucke aus dem Mundwinkel lief und auf meinen Unterarm tropfte...

Den engsten Kontakt mit Kelly, hatte ich an dem einen Abend, als sie mir sturzbetrunken in die Arme stolperte. Es war der Abend nach dem Tag, an dem sie mittags mit einer fast leeren Vodkaflasche nachhause kam und die Party der letzten Nacht weiterfeierte.. Ich öffnete die Tür mitten in der Nacht, als ich jemanden rumgrummeln hörte, weil er sie nicht aufbekam. Mir kam ein besoffenes Bündel entgegen, klatschnass vom Regen draußen, das sich kaum auf den Beinen halten konnte. Es taumelte dem Sofa entgegen, auf dem ich es mir mit Chleo gerade gemütlich gemacht hatte... "Kelly? Kelly! Brauchst du irgendwas? Kann ich was für dich tun?" "Nein, nein... ibinnnokay" "Kelly? Kelly! Leg dich ins Bett! Komm, geh in dein Bett! Oder willst du vielleicht ins Bad? Kelly? Kelly!" "Nein, n...ein... okay... ibinnursooobetrunkn"... Sie saß auf dem Sofa, die Beine übereinandergeschlagen, ihr Handy in der Hand, als ob sie eine Nachricht schreiben wollte. "Kelly? Kelly! Geh in dein Bett. Kelly? Kelly! Okay... Dann geh ich jetzt in Adrians Zimmer... Gute Nacht."

Ich hatte ein kleines Problem. Adrian war noch auf der Party, von der ich früher abgehauen bin. Ich wusste, er würde genau so betrunken sein, wenn er zurück kommt. Alleine konnte ich Kelly nicht ins Bett bringen. Abgesehen davon, dass ich Angst davor hatte, dass sie mich vollgöbelt, war sie nicht gerade zierlich. Wohin also mit mir? Hm.

Ich lag auf Adrians Bett und chattete mit Deutschland. Vielleicht kommt Adrian ja gar nicht nach Hause? Dann penn ich einfach mit meinem Schlafsack auf seinem Bett... Hm. Nee. Oder auf dem Boden im Wohnzimmer? Bäh, auf den Alkoholdunst konnte ich gut verzichten... Ich ging ins Wohnzimmer und schaute nach Kelly. Sie saß noch immer auf dem Sofa, die Beine übereinandergeschlagen, ihr Handy in der Hand, als ob sie eine Nachricht schreiben wollte...

Irgendwann kam Adrian nach Hause. "Man, bin ich breit!" "Adrian! Hast du Kelly im Wohnzimmer gesehen?" "Ja." "Was machen wir mit ihr? Wollen wir versuchen, sie ins Bett zu bringen?" "Ich glaube, es ist keine gute Idee, sie groß zu bewegen..." Ich holte ihr eine Decke aus ihrem Zimmer und breitete sie über sie aus. Ich griff nach meinem Schlafsack. Als ich zurück in Adrians Zimmer kam, lag dieser quer über seinem Bett und schnarchte. Na toll. Und ich? Draußen regnete es immernoch in Strömen. Von Adrians Zimmer ging ein kleiner Nebenraum ab, in dem Bücher, Instrumente, mein Rucksack und ausgelatschte Turnschuhe standen. Ich räumte den Boden leer, stellte die Schuhe in die hinterste Decke und machte es mir auf dem Boden bequem, der immerhin mit Teppich ausgelegt war. War fast ein bischen wie Camping und angeblich ist harter Boden ja gut für den Rücken... Außerdem, was hat man schon zu erwarten, wenn man keine Miete zahlt? Ich war müde und schlief schnell ein...

Wellington


Schon während meines Austausches in 2001 habe ich die meiste Zeit am liebsten in der Hauptstadt Neuseelands verbracht. Ich lebte damals in einem kleinen Ort, etwa eine halbstündige Bahnfahrt vom Stadtzentrum entfernt und meine Schule lag genau auf der Hälfte. Sooft es ging zog ich es vor, in den Cafés und Läden der Stadt rumzuhängen, um den Leuten ein wenig näher zu kommen. Durch stundenlange Beobachtungen und Schlendern durch die Straßen, prägte sich ein kunterbuntes Bild in meine Erinnerung, an dass ich immer wieder gerne zurückdachte.

Als ich am Anfang des Jahres meine Flugtickets bezahlte und die (kurzweilige) Rückkehr mehr als ein bloßer Traum wurde, waren es die Gedanken an dieses kunterbunte Stadtbild, die meine Vorfreude steigen ließen. Endlich wieder in den Cafés sitzen und Leute gucken! Ich malte mir aus, wie ich an der "Waterfront" sitze oder durch die Straßen bummele und konnte es kaum glauben, dass ich in wenigen Wochen dort sein werde...

... Und plötzlich war ich da!

Mein Kumpel Adrian hat mich vom Flughafen abgeholt und machte einen kleinen Umweg durch das Stadtzentrum... "Und? Erinnerst du dich?" "Natürlich! Wie konnte ich das je vergessen!" Ich grinste von einem Ohr zum anderen. "Aber kalt ist es hier, im Vergleich zu Mt. Maunganui..."

Neuseelands Hauptstadt wird gerne als "wet and windy Wellington" bezeichnet. Als Hamburger weiß man, worauf man sich gefasst machen sollte, Schietwetter ist nichts neues... Trotzdem hoffte ich auf ein paar sommerliche Tage. (Meine Regenjacke habe ich schließlich nur eingepackt, damit es nicht regnet- das Wetter wird nur richtig mies, wenn ich sie zuhause vergesse...)


Freitag, 6. März 2009

Weiter geht's

Nach gut ein einhalb Wochen war es an der Zeit, weiter zu ziehen.

Mt. Maunganui war wie Urlaub. Genau das richtige, um den Unistress der letzten Wochen zu vergessen und sich beim Nichtstun zu erholen. Nun galt es, meinem wahren Neuseeland zu begegnen. Zwischen Auckland und Wellington liegen knapp 500 km und für mich fühlt es sich so an, als würde man von München nach Hamburg reisen. Ich war noch nie wirklich in München und habe keine Ahnung, ich benutze diesen Vergleich nur, um zu verdeutlichen, was für ein Unterschied zwischen diesen beiden Gegenden besteht - auch wenn die Umgebung beider Städte von grünen Hügeln und Schafen geprägt ist...

Ein guter Freund von Elena hat mich zum Flughafen gefahren, erneut ein kleiner Ausflug durch die Landschaft, wirklich viel bereisen, werde ich dieses Mal ja nicht.
Das Terminal für die nationalen Flüge ist überschaubar und als ich nach dem Check-in durch die Sicherheitskontrolle wollte, fragte mich der Flughafenangestellte, ob ich mir sicher sei, dass ich jetzt schon durch wollte, denn hinter der Kontrolle gäbe es nichts, außer einem kleinen Aufenthaltsraum. Ich warf einen Blick über die Schulter des Kontrolleurs, sah was er meinte, lächelte und nahm seinen Ratschlag dankend an..

Ich kaufte mir ein Buch und setzte mich damit nach draußen in die Sonne (http://www.randomhouse.com/bantamdell/misterpip/ sehr zu empfehlen!) und eine knappe Stunde später ging es an Bord. Mit meiner Wasserflasche... Als ich den Sicherheitsfutzi fragend anschaute, deutete er an, dass diese keine Bedrohung darstellte... Aaaah, wie angenehm. Prost! Das eine oder andere ist wohl doch noch "besser" hier am Ende der Welt.

Wir befanden uns im Landeanflug... Der ist nichts für schwache nerven. Es ist häufig sehr windig und die Landebahn grenzt ans offene Meer. Man befindet sich nur wenige Meter über der Wasseroberfläche und merkt, wie das Flugzeug im Wind hin und her schwingt... Ich bin selten ängstlich beim Fliegen, aber bei diesem Anblick kommt mir dann doch der eine oder andere Katastrophengedanke in den Sinn... Was ist, wenn eine Windböe das Flugzeug seitlich erwischt und der Flügel die Wasserober...Uiuiui... Gehört das alles so? Tief durchatmen, ah, da ist die Rollbahn, das Flugzeug setzt auf dem Boden auf, alles ist gut...

Oh, was war ich aufgeregt, was war ich froh... Wellington, ich bin endlich wieder da!

Klarer Fall

Es gibt Dinge hier unten, die dich für einen kurzen Moment das Atmen vergessen lassen...


(An dieser Stelle setze ich mich dafür ein, dass die Leute wieder öfter in den Himmel gucken. )


Die Sterne an sich sind hier sicherlich nicht schöner, als sonstwo auf der Welt. Laut Wikipedia "[zeigt] der Südhimmel [...] etwas mehr Sterne als der Nordhimmel, weil das Zentrum der Milchstraße etwa 20° südlich des Äquatorsliegt. Aber abgesehen davon, hat man hier in Neuseeland das Glück, dass es weniger sogenannte "Lichtverschmutzung" gibt. Insofern erscheinen die Sterne hier doch vielleicht ein klein wenig prächtiger als die, die man von Hamburg aus sieht.

In einer klaren Nacht, halte ich es für empfehlenswert sich hinzusetzten oder gar mit dem Rücken auf den Boden zu liegen (sofern es denn möglich ist), denn das, was man sieht, wenn man in den Himmel schaut ist most likely to hau you aus den Socken.


Man sieht unzählige silberne Glitzerpunkte am düsternen Firmament und die unterschiedliche Helligkeit der einzelnen Sterne verleihen der dunklen Unendlichkeit über einem, eine immense Tiefe. Die Unendlichkeit scheint dadurch noch unendlicher zu sein. Man bekommt eine Art Idee von der unbegrenzten Weite. An dieser Stelle schleicht sich bei mir immer ein Gefühl der Bedeutungslosigkeit ein. Der Planet Erde und alles darauf... Ein Materienfurz in dem riesen Haufen, wer auch immer ihn "gemacht hat"... Ich breche an dieser Stelle ab, aber ihr dürft gerne weiterdenken. Oder gar weiterträumen? Ich bin mir sicher, dass man bei diesem Anblick so einiges finden kann, was man vielleicht sucht... und sei es, dass es das Kreuz des Südens ist (siehe Bild oben). So wie die Seefahrer früher, freue ich mich immer, wenn ich es am Himmel entdecke... Wie ihnen, dient es auch mir der Orientierung...


... Apropos Orientierung. Die verliere ich relativ häufig... Besonders auffallend ist dies, wenn ich in fremden Städten durch die Straßen laufe und ab und zu in einen Laden gehe. Es passiert dann nicht selten, dass ich, sobald ich wieder draußen bin, in die gleiche Richtung zurückgehe, aus der ich gekommen bin, obwohl ich der Meinung bin, weiter zu spazieren...


Meine Theorie hierfür ist folgende: Als ich sechzehn war habe ich ein knappes Jahr auf der Südhalbkugel verbracht. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden, in dem sich sicherlich auch noch der Orientierungssinn ausprägt, ist mein innerliches System dabei durcheinander geraten. Ich meine abgesehen davon, dass die Autos auf der anderen Seite fahren, hängt sogar der Mond hier unten anders am Himmel, der warme Wind weht aus dem Norden und der kalte aus dem Süden... Wie soll man da nicht aus dem Tüdel kommen? Dass ich mich außerdem nie dazu entscheiden kann, rechts oder links an einer, mir entgegenkommenden, Person vorbei zu gehen, ist nur ein weiteres Indiz dafür... Das bevorstehende "Zusammentreffen" endet dann immer in einem Zickzacktanz, für den ich mich immer mit einem verzeifelten Lächeln versuche zu entschuldigen...



Montag, 2. März 2009

Highfisch

Ich muss ungefähr fünf Jahre alt gewesen sein, als ich im Bett neben meiner Mutter lag und so tat, als würde ich schlafen... Es war schon spät und das einzige, was das Zimmer erhellte, war das Flimmern des Fernsehers. Ich ließ meine Augen einen klitzekleinen Spalt offen, um zu sehen, was für ein Programm lief. Man musste sich geschickt anstellen, denn es durfte nicht anstrengend werden, sonst hätte man das Gesicht verzogen und wäre aufgefallen.. Zu weit durften die Augen auch nicht geöffnet sein, man wollte sich nicht gleich verraten.. Nein, nur ein klitzekleiner Spalt... Und dann den Kopf in einer solchen Position, dass man auch genug sehen kann.. Ich tat so, als würde ich mich im Schlaf repositionieren, dabei justierte ich nur mein Sichtfeld... Der Film hatte schon längst angefangen... Schön! Leute auf einem Boot, mittem im Meer... Dum dum... Dum dum... Dumdumdumdumdumdumdumdum... Oh! Iiiih! Ein Hai frisst sie auf...

Ich wusste ganz genau, dass der Film nicht für Kinder war. Aber irgendwann konnte ich auch nicht mehr wegschauen...

... Die Folgen davon schleppe ich bis heute mit mir rum. Zunächst äußerte sich das Trauma darin, dass ich wochenlang nicht in die Badewanne gehen mochte. Mama musste entweder mit im Badezimmer sein, oder ich brauchte eine andere Form von Ablenkung, denn ich hatte ständig Angst davor, dass der Hai aus dem Abflussdings kommt und mich auffrisst und sich das ganze Wasser rot färbt... Irgendwann schaltete sich mein Verstand ein: Der Hai passt gar nicht in die Badewanne (und auch nicht durch den Abfluss...), also keinen Grund zur Panik! Dann hatte ich nur noch Angst im trüben, dunklen, aber auch klaren und besonders tiefen Gewässern... Das konnte sowohl das Tauchbecken in der Badeanstalt sein, als auch die unbeleuchtete Hälfte des Pools meiner Großeltern, oder der Badeteich in der Nähe von Hamburg... Doch auch da, funkte irgendwann mein Verstand dazwischen und beruhigte mich: Es gibt keine Haie in Teichen oder Tauchbecken... Dann hatte ich nur noch Angst im offenen Meer... Bis heute... Und ich wüsste nicht, inwiefern mein Verstand mir da weiterhelfen kann... Ich habe es in San Diego mit einer Minischocktherapie versucht. Ich war allein im Sea World und bin durch diese Unterwassertunnel spaziert, und um mich rum schwammen SIE, die Haie... Dazu hab ich folgendes zu sagen: In irgendeinem Teil vom Weißen Hai geht so ein Aquariumtunneldings kaputt und die ganzen Leute werden aufgefressen und das Wasser färbt sich rot....!

Nun gut, es gibt Momente, da denkt man nicht so daran... an dieses "Dum dum... Dum dum... Dumdumdumdumdumdumdumdum..." Oder man denkt nur kurz daran und denkt dann an etwas anderes... So einen Moment hatte ich in Mt. Maunganui.

Ich war erstaunt, wie warm das Wasser war, als ich mich, mit Elena neben mir und dem Surfbrett unterm Arm, in die Fluten stürzte. Ich war so sehr darum bemüht, das Surfbrett nicht in die Fresse zu... zu spät... "Du musst es immer hinter dir haben, dann kann die Welle nicht..." Ah. Danke! ... das Surfbrett nicht in die Fresse zu kriegen, dass mir der große, böse Fisch (man erwähnt dieses Wort nicht, wenn man sich im offenen Ozean befindet, genauso wenig, wie man "Absturz" erwähnt, wenn man im Flugzeug sitzt) gar nicht in den Sinn kam... Ich paddelte ein wenig und Elena half mir tatkräftig, meine erste Welle zu erwischen. Irgendwann schaffte ich es auch, aufzustehen und ich dachte "Cooooooool!"... auch, wenn ich eher über die Ausläufe der Wellen geglitten, als gesurft bin. Aber hey, immerhin! Es war herrlich... und ich war stolz auf mich, dass ich im Wasser war, ohne dass mir dieses imaginäre
"Dum dum... Dum dum... Dumdumdumdumdumdumdumdum..." in den Ohren lag. Irgendwann hatte ich genug. Man muss es ja nicht gleich übertreiben. Meine Hüftknochen taten auch schon etwas weh und meine Ohren fingen an zu schmerzen (hab ich ganz oft beim schwimmen... ich pussy!).



Also raus aus dem Wasser, ab aufs Handtuch zum Trockenliegen. Irgendwann war auch gut mit Sonne und wir sind zurück zum Haus gegangen. Cool! Ich war surfen... Endlich... Das letzte Mal, als Papi mir versucht hat das beizubringen, habe ich schlagartig das Wasser verlassen (auf dem Ende des Surfbrettes sitzend, die Knie angezogen, damit ich nicht das Wasser berühren musste, Papi hat's an Land geschleppt), weil ich eine große Qualle gesehen hab. Das ist ungefähr siebzehn Jahre her. Danach nie wieder... Oh, ich finde das Wasser wunderbar und ich liebe das Meer und den Strand... Aber dieses
"Dum dum... Dum dum... Dumdumdumdumdumdumdumdum..."- Gefühl?!

"Anyway"... Später am Abend ging ich am Strand entlang und betrachtete ganz stolz die Fluten. Ha! Ich war surfen... Ich horchte, horchte genauer, aber es war nur der Wind und das Meeresrauschen in meinen Ohren...

Eine Freundin von Elena kam mir entgegen. "Hey, wie geht`s?" "Oh, mir geht es super! Ich war heute zum ersten Mal surfen... Ich hab das vorher nie wirklich probiert, weil ich... mich nicht getraut habe." "Wow! Toll! Ich war heute nicht surfen... Zum Glück!" "Wie, zum Glück?" "Freunde von mir waren heute im Wasser und haben einen über zwei Meter großen Hai gesehen..." "Die haben was? Im ernst?" "Ja ja, wirklich. Heute... da hinten!" (Alles auf Englisch natürlich)

Wir verabschiedeten uns, ich starrte auf den offenen Ozean, meine mit Stolz gefüllte Brust fiel in sich zusammen, wie ein Hefekuchen, den man erschreckt hat... Ich betrachtete die Fluten und horchte, lauschte dem Meeresrauschen, horchte genauer...
"Dum dum... Dum dum... Dumdumdumdumdumdumdumdum..."

Samstag, 28. Februar 2009

Kiwi Party

Die ersten zwei Tage vergingen wie im Flug.. Flug?! Aaaah, ich kann dieses Wort nicht mehr hören, geschweige denn schreiben... Es galt die große Geburtstagssommerparty vorzubereiten. Elena, die erst einige Tage vorher in ihr kleines Häuschen eingezogen war, wollte ihren Garten mit Feigenbaum auf seine Feiertauglichkeit testen. Es stand also so einiges an... Am meisten Vergnügen bereiteten mir die Wackelpuddingvodkas- Elenas Mutter und ich hatten zuvor ganz Mount Maunganui nach Plastikshot"gläsern" abgesucht, bis wir diese endlich mit dem knallbunten Wackelpuddingvodkagemisch befüllen konnten... Mich erinnerte dies an einen meiner Kindergeburtstage, an denen meine Mutti Wackelpudding in verschiedenfarbigen Schichten mit Gummibärchen für uns machte... Gummibärchen?? "Elena, ich hatte doch- .. die Gummibärchen!" Was für eine Idee. Das wird ein Partyknaller.



Alles lief nach Plan. Elena hatte wunderbar organisiert und ihre Mutter und ich haben so gut geholfen, wie wir konnten... Nur die Gäste blieben aus. Zumindest zunächst. An dieser Stelle haben wir uns darauf konzentriert nicht in Panik zu geraten und uns kollektiv daran zu erinnern, dass wir nicht in Deutschland sind, einem Land in dem Pünktlichkeit zur Volkstugend gehört (okay.. für die meisten zumindest...). Letztendlich sind sie dann aufgetaucht... Die ganzen Kiwis...

Und Brasilianer... Apropos Südamerika: Elenas Freund Shafta hatte sich extra die Mühe gemacht seinen "Brasilian BBQ" mitzubringen- dieser bringt stolze 750 kg auf die Waage und musste mit der Hilfe von sieben Männern vom Anhänger gehievt werden. Bei dieser Aktion bangten wir zuschauenden Damen sowohl um die Männer, als auch um den Grill und den Anhänger... Der Rasen trug den größten Schaden davon und die kräftigen Kerle vergaßen die schweißtreibende Aktion bei ihrem ersten Bier...

Das floss dann in großen Mengen und das Fleisch aller Gäste konnte dank dem großen Grill auf ein Mal gegrillt werden. Und viel mehr braucht der Neuseeländer für eine gelungene Party auch kaum... Noch nicht einmal Musik, wie sich später herausstellen sollte! Das war überhaupt der Clou und ist der wesentliche Grund für diesen Partybericht...

Eigentlich hatte sich ein Bekannter dazu bereit erklärt, für die Musik an dem Abend zu sorgen... Eine halbe Stunde vor Partybeginn beschloss jener jedoch, dass der Garten zu offen für seine mega DJ-Anlage war, er sowieso später noch auf einer anderen Feier auflegen müsste und von daher nur eine kleine Anlage vorbeibringen könnte, für die Musik an sich jedoch keine Zeit mehr hatte. Ich spielte also dank umfangreicher Medienbibliothek den Ersatz-DJ des Abends. Die tanzenden Leute waren ein gutes Zeichen... Bis irgendwann einer dieser heißblütigen Brasilianer mit seinem i-Pod auftauchte (er gehörte eher zu den "Gatecrashern" als den geladenen Gästen) und sich nicht davon abhalten ließ seine Musik anzuschmeißen. "To thiis musiic, everyone will daanceh!" behauptete er leicht angetrunken, hob seine Hände in die Luft und bewegte sie im Takt zu dem bassgeladenen Dancesong, der soeben aus den Lautsprechern ertönte... Ja, wie er tanzte!... Nur leider blieb er der einzige. Alle anderen verließen die Arena fluchtartig. Ein paar seiner Freundinnen (nicht Elenas) unterstüzten ihn dann in seinem (und ihrem) Rausch... Bis man mir deutlich machte, dass ich die Musik doch bitte wieder wechseln sollte...

Es entstand ein kleiner Krieg zwischen Johnny Cash, den Stones, Bon Jovi, Madonna und Dancetrancedingsda, der sich auf Neuseeland, Brasilien und Deutschland ausweitete und auf den Lautstärkereglern ausgetragen wurde... Anscheinend zu Lasten der Nachbarschaft...

Es war gerade einmal elf Uhr, als der "Noise-Control"-Typ ankam und verkündete, dass es Beschwerden gab und die Musik leiser zu drehen sei. Es kehrte kurzer Kriegsstillstand ein... Bis Brasilien wieder die Tanzfläche erobern wollte und dazu die passende Marschmusik brauchte. Deutschland kapitulierte, Neuseeland- vertreten durch einen sich aufplusternden Kiwi, der kaum größer als 1,65m war, versuchte sich noch durchzusetzen, aber zog sich dann auch zurück. "Ok mate, one song"... Es brummten erneut die Bässe mit voller Wucht, bis plötzlich alle anderen verstummten und man mir klar zu verstehen gab, ich sollte meinen Laptop und die Beine in die Hand nehmen und laufen, so schnell es nur geht...

Der "Noise-Control"-Typ war wieder da. Dieses Mal in Begleitung eines Polizisten! Er griff nach meinem Laptop. "Come on, man! It's a laptop! This is not where the noise comes from..!" Letzten Endes nahm er nur die Boxen mit und hinterließ einen Zettel mit der Telefonnummer, bei der man sich zu melden hatte, wenn man die Lautsprecher jemals wieder zu seinem Besitz zählen wollte... Dass man für diese dann 250 NZD (ca. 125 €) zu zahlen hatte ist ein interessanter Punkt, der Deutschland im stahlenden Glanze erhellen lässt, denn sowas habe ich bei uns noch nie gehört... Er ist jedoch nicht die Pointe. Die kommt jetzt:

Beim Verlassen des Grundstücks wurden der "Noise-Control"-Typ und der ihn, anscheinend zurecht, begleitenden Polizisten ausgebuht und beschimpft... Doch dieses grummelige Gegröle schwang schlagartig in ein stimmungsvolles Singsang um... Herrlich! Einer fing an und die anderen stimmten spontan mit ein. Lunge und Zwerchfell würde der "Noise-Control"-Typ ja wohl hoffentlich nicht konfeszieren... Bis sie nicht mehr konnten, zwitscherten die Kiwis so gut es nur ging und sorgten somit für ein weiteres Stimmungshoch auf der Party, die sich dann doch recht schnell auflöste... Verrücktes Volk!

Gut geschlafen

Aaaah, endlich konnte ich mich wieder hinlegen! Alle viere von mir strecken und in eine weiche Matratze einsinken... Ich musste nicht zusammengekauert auf meinem Flugzeugsitz ausharren und aufpassen, dass meine Gliedmaßen nicht auf Grund von mangelnder Durchblutung abfallen... Ja, im "On-Board-Magazine" gibt es tolle Tipps und Tricks "to ensure your health during the flight", aber selbst dafür gibt es kaum genug Platz für jemanden größer ist als 1,75m und Aufstehen und Rumlaufen...? Neben mir saß eine kleine Asiatin und schlief- ich wollte sie nicht stören...
Es dauerte nur wenige Minuten und ich habe geschlafen, wie ein Stein. Herrlich. Einmal bin ich um vier aufgewacht, weil sich das Verdauungssystem wohl nicht ganz so schnell an den Zeitunterschied gewöhnt... Das war aber auch alles, was ich als Symptom zur Kategorie "Jetlag" zählen würde...

Mittwoch, 25. Februar 2009

Geisterstunde


Knapp drei Stunden später schloss ich meine alte Bekannte in meine Arme, bei der ich zunächst eine Woche bleiben würde. "Hallo, Happy Birthday!"

Mir blieb gerade genug Zeit, um meine Stützstrümpfe (ein kleines Souvenir aus dem Bunderberg Base Hospital in Australien) auszuziehen, mein Rucksack auszupacken, unter die Dusche zu springen (bloß weg mit den zum Glück unsichtbaren Fremdkörpern verschiedener Nationen aus dem Flugzeug) und kurz die Straße hinunter zum Strand zu gehen, um endlich den heißen Sand zwischen meinen Zehen zu spüren und sie anschließend im erfrischenen Meereswasser abzukühlen... Schon kamen Elenas Freundinnen zum Geburtstagsmahl vorbei.

Wir aßen Nudeln und stürzten uns ungeduldig auf den Nachtisch: frische Früchte, die man auf Holzpieksern gespießt unter den Schokoladenbrunnen halten konnte... Der Brunnen hatte kaum gelegenheit die flüssige Schokolade hochzupumpen, wir aßen sie direkt aus dem Becken und als eine den Vorschlag machte, wir könnten ja noch ein bischen warten, wurde dieser, von der sich äußernden Person mit eingeschlossen, einfach ignoriert... Frauen und Schokolade... Hmmmhm.

Der einzige Gedanke des Abends, an den ich mich, von der Schokolade ganz abgesehen, erinnere ist "Scheiße, bin ich blass!" Die anderen müssen mich für einen Geist gehlaten haben, so wie ich dasaß: kalkweiß und in einer Art Dilirium...

... Wie kann morgen Donnerstag sein, wenn gestern eigentlich Montag war?

Der fünfte erste Eindruck



Durch die Passkontrolle... Welcome back...!
Ich musste nicht lange in der Schlange stehen, um durch den Zoll zu kommen. Zu holen, gab es bei mir sowieso nichts und alles lief wie geschmiert. Reiseroutine sozusagen...

Die Türen öffneten sich und ich wusste nicht was, geschweige denn wer mich erwarten würde. Ich trat hinaus und niemand schien meine suchenden Blicke zu erwiedern. Ich wollte Deutschland anrufen, um mittzuteilen, dass ich gut angekommen sei und ich probierte es bei meiner Freundin, um herauszufinden, wie ich zu ihr komme "Sorry, you cannot make voicecalls from this number"... aha...

Na super! Und nun? Großartig, ich bin mal wieder Hals über Kopf aufgebrochen und habe nicht alles bis ins letzte Detail geplant... Wie komme ich jetzt bloß zu Elena, meiner alten Schulfreundin, die im dreistündig entfernten Mt. Maunganui wohnt? Sie sagte, dass sie mich wahrscheinlich nicht abholen würde, denn heute ist ihr Geburtstag... Aber ich sollte im Zweifelsfall nach einem Schild gucken, mit meinem Namen drauf.

In der Halle gab es viele gespannte Gesichter, die immer wieder hoffnungsvoll auf die Schiebetüren startten, deren Blicke sich kurz verhärteten, wenn mit Enttäuschung festgestellt werden musste, dass nicht die richtige Person mit vollgeladenem Gepäckwagen und noch ganz müde und zerzaust vom langen Flug, zu ihnen hinaustrat. Ich war für jeden von ihnen die falsche Person. Für mich gab es kein Lächeln, nur enttäuschte und weiterhin wartende Gesichter.
Ich sah zig Schilder. Wo war das mit meinem Namen? Ich tat mir fast ein wenig selber leid, wie ich für kurze Zeit am Flughafen herumirrte, bis ich endlich ein Name sah, der meinem ähnelte.

Er war auf einen gelben Zettel gedruckt, der an ein Schreibbrett geheftet war. Das "Schild" wurde nicht gerade mit anlockender Präsenz in die Höhe gehalten, sondern lehnte gegen eine Wasserflasche und gehörte scheinbar zu keinem.
Ich musste mich kurz an die Leute erinnern, die einem in Scharen umzingelten, wenn man in Thailand von Bord ging und dir alle "Transport" und eine Strandhütte zu einem besonders guten Preis andrehen wollten. Hier bedrängte mich keiner.

Ich versuchte den Namen auf dem Schreibbrett zu entziffern. "Francissk Zumulhn" oder so ähnlich lautete er. "Entschuldigung, zu wem gehört dieses Schild? Ich glaube, dort steht mein Name drauf..." "Ah, der kommt gleich wieder" und dann bog mein Door-to-door-Shuttleservicefahrer um die Ecke.

Ich hatte mich gegen einen weiteren Flug entschieden, weil ich die Gelegenheit nicht missen wollte, im Bus zu sitzen, aus dem Fenster zu schauen und den fünften ersten Eindruck der neuseeländischen Landschaft zu genießen. Ich besetzte die erste der drei Reihen des weißen Minivan, ganz hinten nahm eine Chinesin mit ihrem kleinen Sohn Platz (nein, es roch weder nach Reis, noch nach Katzenfutter) und in der Mitte saß ein Philippino, der zum ersten Mal in Neuseeland war und hier seine Frau besuchen wollte (...hä?...) Die drei schliefen gleich ein. Ich selber war hundemüde, der Busfahrer jedoch sehr nett und so unterhielten wir uns, während ich sowohl auf die Fahrbahn, als auch auf die Landschaft achtete...

Ich war zu aufgeregt, um die Gelegenheit zu nutzen, den Schlaf aufzuholen, den ich dringend nötig hatte...

Samstag, 21. Februar 2009

Die Landung

Es muss ein trockener Sommer gewesen sein. Das Flugzeug kreiste während des Landeanfluges über die vertrockneten Grasflächen und Felder, die Hügel wirkten nicht so saftig, wie früher. Ich hatte es grüner in Erinnerung.

Die letzten Minuten im Flugzeug verbrachte ich damit, die sogenannte „Arrival-Card“ auszufüllen. Zum fünften Mal bemühte ich mich um wahrheitsgemäßes Ankreuzen der jeweiligen Felder. Wegen meiner Schokolade brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben und die pinken Chucks, die noch immer voller Matsch von meinem Weihnachtsspaziergang in the english Countryside waren, habe ich genau aus diesem Grund zuhause gelassen. Ja, so ein kleines Paradies muss bewahrt werden, vor all dem Dreck von dem Rest der Welt. Der Reisgeruch, der mir seit dem Zwischenstopp in Hongkong (echt jetzt!) in der Nase lag, wich schon während des Fluges dem Geruch von Katzenfutter, dass ein junger, recht dicklicher Asiate (gemäß dem einen Rudolph’s-Bruder sind die doch alle so gesund und schlank, weil sie Reis essen, oder waren es die Italiener, die immer Nudeln essen? Nudeln sind was gutes, man kann sie morgens essen, abends, mittags... Ach, ich vermisse meine Arbeit bei Thomas und Robin) eine Reihe weiter, aus kleinen Tüten zu schlürfen schien (es war bestimmt kein Katzenfutter.. aber es roch so.. wirklich). Ich wollte das Geruchserlebnis nicht nach Neuseeland importieren. Also spülte ich es heraus, mit dem extra milden Meereswassernasenspray, dass ich jeden auf einem Langstreckenflug nur empfehlen kann.

Überhaupt, bin ich sehr froh darüber, dass Bakterien und Viren und Menschenschuppen so klein sind, dass man sie nicht einfach so sieht.. Stellt euch mal vor, man säße 24 Stunden im Flugzeug und könnte all diese „Fremdkörper“ durch die Luft fliegen sehen.. Urgh. Einatmen und runterschlucken tun wir sie wohl trotzdem. Diese winzigen Dinge von fremden Leuten. Und ekeln uns kaum davor, sondern sitzen auf ein paar hundert Quadratmetern dicht an dicht und nehmen teilweise sogar Rücksicht aufeinander! Ich meine, man bekommt sogar anderes Essen, und dass außerdem noch vor allen anderen, wenn das Speiseangebot sonst nicht mit den persönlichen Überzeugungen übereinstimmt... Kann mir mal bitte jemand erklären, wie es heutzutage noch zu Kriegen kommen kann, wenn wir unter extremen Bedingungen so friedvoll unseren halben Quadratmeter „besitzen“...? Vielleicht liegt ja doch mehr in der Luft, als die unsichtbaren „Fremdkörper“, vielleicht ein Beruhigungsmittel? Wie war das mit den Sauerstoffmasken, die „in case of loss of airpressure in the cabin aus den Vorrichtungen vor Ihnen fallen, die Sie dann bitte folgendermaßen zu sich ziehen and place over your head und dann erst den anderen helfen...“ Angeblich dienen die auch nur zur Beruhigung... Es könnte aber auch sein, dass jeder einfach bloß dasitzt. Mit seiner eigenen kleinen Geschichte im Kopf und sich auf die Ankunft freut oder dem Abflugort nachtrauert und deshalb sich weniger um die anderen kümmert... Ich habe aus Versehen ein Mädchen beobachtet, dass einen handgeschriebenen Brief vor sich hielt und anfing zu weinen, während sie die Zeilen las... Ich glaube, so saß ich auch schon einmal da. Und irgendwie hab ich mich für sie gefreut.

Ach, die Zeit, die ich im Flugzeug verbracht habe, war lang genug und wir waren ja schon beim Landeanflug... Und schwupps, hatte ich wieder Boden unter den Füßen... Passkontrolle, Überprüfung der Arrivalcard, alles richtig gemacht, welcome to New Zealand, haere mai!

Donnerstag, 12. Februar 2009

Langstrecke

Was andere für eine beklemmende Erfahrung halten, auf die sie gut und gerne verzichten könnten, ist für mich bereits ein angenehmer Teil der ganzen Reise... Ich liebe die Langstreckenflüge und freue mich (fast durchgehend und immer) über die Zeit, die ich in dem fliegenden Käfig hoch über den Wolken verbringen darf. Abgesehen davon, dass ich immer so eine trockene Nase bekomme. Dagegen hilft jedoch schonendes Nasenspray.

Also von mir aus muss mich Scotty nirgendwo hinbeamen. Bei einer Reisedauer von zwei Tagen (die Zeitverschiebungsstunden nicht mitgerechnet- ich bin Montag gegen 16Uhr in Hamburg losgegurkt und Mittwoch gegen 16Uhr in Tauranga aus dem Bus gestiegen) hat man Zeit genug eine Liste zu erstellen, die Dinge enthält, die man gut fand oder überhaupt nicht mochte. Hier ein kleiner Auszug:


Gut ist...

... wenn man nett verabschiedet wird.

... wenn man keinen Gürtel trägt, den man bei jeder Sicherheitskontrolle aus den Gürtellaschen pulen muss.

... wenn man immer alles griffbereit hat, damit man die Schlange nicht unnötig aufhält.

... wenn man beim Essen einen Sonderwunsch angibt, der wird nämlich immer zuerst serviert, egal in welcher Reihe man sitzt.

... wenn man die Filme im Flugprogramm zu jeder beliebigen Zeit starten kann und sich nicht ärgern muss, wenn man "mal geschlafen" hat.

... wenn man "mal schlafen" kann, besonders

... wenn einem die Stewardess die ganze hintere Reihe zum Sitzen (Liegen) anbietet.


Nicht so schön ist...

... wenn eine Schlange entsteht, weil die Leute Gürtel tragen und in ihrer Tasche wühlen müssen.

... wenn der Sitznachbar dauernd furzen muss.

... wenn man statt der bevorzugten vegetarischen Extrawurst gleich veganisches Essen (vor allen anderen) serviert bekommt, das zwar auch lecker ist, aber keinen Schokoladenriegel oder anderen perversen Kram zum Nachtisch enthält.

... wenn man sich das Schlafen für den zweiten Elfstundenflug aufgespart hat, man aber auf diesem leider keine ganze Reihe angeboten bekommen hat.

... wenn man dann nur zwischendurch mal eindöst, dadurch aber eben öfter den Anfang der Filme verpasst und dann warten muss, bis die nächste Runde beginnt.