Sonntag, 8. März 2009

Wohngemeinschaft

Adrian wohnt in einer recht familiären Gegend von Wellington und ist vor zwei einhalb Jahren in ein Haus, mit drei Zimmern, einer Wohnküche und einem Wohnzimmer, gezogen. Das Haus wurde, wie so viele andere auch, in den Hügel gebaut, auf dem es sich befindet. Es liegt etwas abseits von der Straße und ist mit dieser durch einen schmalen, verwachsenen Fußweg und mehreren Treppen verbunden.

Adrians Wohngemeinschaft besteht aus Pamela, 23, aus Blenheim (Neuseeland), Kelly, 31, gebürtige Britin, Chleo, 3, eine vor zwei Jahren adoptierte Katze, einer großen Spinne, die in der einen Ecke an der Küchendecke sitzt (und zum Glück dort auch immer bleibt) und sicherlich diversen anderen Tierchen (heute morgen haben wir einen kleinen Gekko gefunden). Für die nächsten zwei Wochen gehöre ich, fast 24, aus Hamburg (Deutschland) auch dazu.

Ich war froh, dass er mit zwei Mädels hauste. Das letzte Mal als ich bei ihm gewohnt habe, lebte er in einer WG, mit vier anderen Jungs und einem depressiven Mädchen... Ich kann mich erinnern, dass ich damals erstmal einen Tag die Küche geputzt habe... Dieses Mal war dies nicht nötig und in den nächsten Tagen stellte sich sogar heraus, dass sich Adrian manchmal über Kelly ärgert, weil sie ihren Kram nicht wegräumt...

Meine Sachen konnte ich in Adrians Zimmer lagern, er hatte sogar eine Schublade für meine Klamotten freigeräumt. Mein Bett für die nächsten Nächte war das Sofa im Wohnzimmer. Ein altrosé farbender Dreisitzer. Gerade eben lang genug, aber super gemütlich und quasi pink...

Am besten verstand ich mich mit Chleo, der Adoptivkatze. Sie hatte genau den gleichen Hinterkopf wie meine Millie (Katze) damals und rührte mich zu Tränen, als mir dies zum ersten Mal auffiel. Lag sie auf meinem Schoß, den Kopf von mir weggedreht und achtete man nicht auf den Rest des Körpers, der viel weißer war, als der meiner Millie, sah sie ihr zum Verwechseln ähnlich. Das war fast schon gruselig. Abends, wenn ich vorm Einschlafen noch las oder schrieb, hüpfte sie auf meinen Schoß und machte es sich dort bequem... und fing an zu sabbern... Die ersten Male habe ich mich immer gewundert, warum es so nass war, dachte, ich hätte vielleicht mit Tee gekleckert... bis ich irgendwann sah, wie ihr die Spucke aus dem Mundwinkel lief und auf meinen Unterarm tropfte...

Den engsten Kontakt mit Kelly, hatte ich an dem einen Abend, als sie mir sturzbetrunken in die Arme stolperte. Es war der Abend nach dem Tag, an dem sie mittags mit einer fast leeren Vodkaflasche nachhause kam und die Party der letzten Nacht weiterfeierte.. Ich öffnete die Tür mitten in der Nacht, als ich jemanden rumgrummeln hörte, weil er sie nicht aufbekam. Mir kam ein besoffenes Bündel entgegen, klatschnass vom Regen draußen, das sich kaum auf den Beinen halten konnte. Es taumelte dem Sofa entgegen, auf dem ich es mir mit Chleo gerade gemütlich gemacht hatte... "Kelly? Kelly! Brauchst du irgendwas? Kann ich was für dich tun?" "Nein, nein... ibinnnokay" "Kelly? Kelly! Leg dich ins Bett! Komm, geh in dein Bett! Oder willst du vielleicht ins Bad? Kelly? Kelly!" "Nein, n...ein... okay... ibinnursooobetrunkn"... Sie saß auf dem Sofa, die Beine übereinandergeschlagen, ihr Handy in der Hand, als ob sie eine Nachricht schreiben wollte. "Kelly? Kelly! Geh in dein Bett. Kelly? Kelly! Okay... Dann geh ich jetzt in Adrians Zimmer... Gute Nacht."

Ich hatte ein kleines Problem. Adrian war noch auf der Party, von der ich früher abgehauen bin. Ich wusste, er würde genau so betrunken sein, wenn er zurück kommt. Alleine konnte ich Kelly nicht ins Bett bringen. Abgesehen davon, dass ich Angst davor hatte, dass sie mich vollgöbelt, war sie nicht gerade zierlich. Wohin also mit mir? Hm.

Ich lag auf Adrians Bett und chattete mit Deutschland. Vielleicht kommt Adrian ja gar nicht nach Hause? Dann penn ich einfach mit meinem Schlafsack auf seinem Bett... Hm. Nee. Oder auf dem Boden im Wohnzimmer? Bäh, auf den Alkoholdunst konnte ich gut verzichten... Ich ging ins Wohnzimmer und schaute nach Kelly. Sie saß noch immer auf dem Sofa, die Beine übereinandergeschlagen, ihr Handy in der Hand, als ob sie eine Nachricht schreiben wollte...

Irgendwann kam Adrian nach Hause. "Man, bin ich breit!" "Adrian! Hast du Kelly im Wohnzimmer gesehen?" "Ja." "Was machen wir mit ihr? Wollen wir versuchen, sie ins Bett zu bringen?" "Ich glaube, es ist keine gute Idee, sie groß zu bewegen..." Ich holte ihr eine Decke aus ihrem Zimmer und breitete sie über sie aus. Ich griff nach meinem Schlafsack. Als ich zurück in Adrians Zimmer kam, lag dieser quer über seinem Bett und schnarchte. Na toll. Und ich? Draußen regnete es immernoch in Strömen. Von Adrians Zimmer ging ein kleiner Nebenraum ab, in dem Bücher, Instrumente, mein Rucksack und ausgelatschte Turnschuhe standen. Ich räumte den Boden leer, stellte die Schuhe in die hinterste Decke und machte es mir auf dem Boden bequem, der immerhin mit Teppich ausgelegt war. War fast ein bischen wie Camping und angeblich ist harter Boden ja gut für den Rücken... Außerdem, was hat man schon zu erwarten, wenn man keine Miete zahlt? Ich war müde und schlief schnell ein...

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